Immobilienstrategie im Erzbistum Paderborn

PRESSEINFO

Paderborn/Büren. Das Erzbistum Paderborn hat im Sommer 2022 eine umfassende Immobilienstrategie auf den Weg gebracht. Ihr Ziel: eine frühzeitige, nachhaltige und bedarfsgerechte Planung des kirchlichen Gebäudebestands in den Pastoralen Räumen. Hintergrund sind tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft: weniger Mitglieder, demografischer Wandel, rückläufige Finanzen. Die klassische Volkskirche hat sich längst gewandelt.

„Die Struktur ergibt sich aus der Pastoral und nicht umgekehrt. Deshalb müssen wir unseren Gebäudebestand grundsätzlich überdenken“, erklärt Pfarrer Christoph Severin, Leiter des Pastoralen Raums Büren mit zehn Kirchengemeinden.

Unterstützt wird dieser Weg durch eine Fach- und Prozessberatung des Erzbischöflichen Generalvikariats. Der Pastorale Raum Büren hat sich 2022 einstimmig dafür entschieden, gemeinsam mit allen Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten. Der Beginn ist für Ende 2027 geplant, da die Nachfrage im Erzbistum groß ist. Der Beratungsprozess dauert dann rund 15 Monate und endet mit einem tragfähigen Konzept für den gesamten Raum.

Finanzdruck wächst – neue Nutzungskonzepte nötig

„Die Zeit bis dahin untätig verstreichen zu lassen, wäre nicht verantwortbar. Schon jetzt gilt es, Chancen zu erkennen und klug zu handeln“, so Pfarrer Severin. Die Unterhaltung kirchlicher Gebäude wird zunehmend zur finanziellen Herausforderung. „Die Frage stellt sich ganz konkret: Sparen wir bei Gebäuden oder beim Gemeindeleben?“, fragt Anja Werthmann, Verwaltungsleiterin im Pastoralen Raum. Weniger Mitglieder, geringere Einnahmen, fehlende Ehrenamtliche, schwächere Nutzung: all das zwingt zum Umdenken. Hinzu kommen steigende Anforderungen an Energieeffizienz und Nachhaltigkeit.

Erste Schritte im Pastoralen Raum

Einige Gemeinden im Pastoralen Raum Büren haben bereits gehandelt und Chancen genutzt: In Büren kam es zum Verkauf der Vikarie. Die Kirchengemeinde Weiberg/Barkhausen verkaufte das Pfarrhaus und das Pfarrheim. Seitdem nutzt sie gemeinschaftliche Räume im Dorfgemeinschaftshaus mit. In Hegensdorf soll das Pfarrheim abgerissen werden. Dort will die Stadt ein Feuerwehrhaus errichten. Dafür zieht die Kirchengemeinde als Mieterin in das zukünftige dann ehemalige Feuerwehrgerätehaus.

Wie es nun weitergeht, würde die weitere Abstimmung zeigen. „Nach der Anmeldung braucht uns die Wartezeit bis zum Prozessstart nicht abhalten, über die drängenden seelsorglichen, baulichen und finanziellen Fragen nachzudenken und uns weiter auf den Immobilienstrategieprozess vorzubereiten.“ Ziel sei es, bei dem Prozess möglichst viele Gläubige und Interessierte mit einzubeziehen, um ihre Perspektiven und Ideen zu berücksichtigen. „Der öffentliche Austausch ist ein Gewinn für uns. Wir brauchen ihn.“

Zahlen unterstreichen den Handlungsdruck

Die Entwicklung ist deutlich: Zwischen 2012 und 2024 verlor der Pastorale Raum Büren so viele Mitglieder wie die heutige zweitgrößte Gemeinde, Steinhausen, zählt. Auch die Gottesdienstbeteiligung ging im gleichen Zeitraum um mehr als die Hälfte zurück.

Die Gemeinden informieren ihre Mitglieder. Veranstaltungen fanden bereits in Weiberg/Barkhausen, Hegensdorf, Harth, Siddinghausen, Brenken und Weine statt.

Beispiel Steinhausen: Was wird aus dem Pfarrhaus?

In Steinhausen wurde Anfang Juli offen über die Zukunft der kirchlichen Gebäude diskutiert: Pfarrkirche, Kapelle, Pfarrheim und Pfarrhaus. Der Pfarrgemeinderat und der Kirchenvorstand sehen das Pfarrhaus mittelfristig als am wenigsten relevant für das Gemeindeleben an. Denn klar ist: Es wird wohl langfristig kein Priester mehr dort wohnen. Nach aktuellen Prognosen sinkt die Zahl der aktiven Priester im Erzbistum Paderborn von 751 (2023) auf rund 100 im Jahr 2040.

Der Kirchenvorstand stellte nach Rücksprache mit dem Generalvikariat eine Voranfrage zum Abriss des Pfarrhauses. Auf der gut besuchten Gemeindeversammlung wurde dieser Vorschlag kontrovers diskutiert. Einige Anwesende plädierten für den Erhalt oder eine alternative Nutzung. Der Kirchenvorstand verwies auf erhebliche bauliche Mängel und hohe Sanierungskosten. Auch Vermietung oder Verkauf seien aufgrund der Lage direkt an der Kirche kaum umsetzbar. Die Gemeinde ist eingeladen, den Dialog weiterzuführen.

Gebäude als Glaubensorte

„Dass über kirchliche Gebäude emotional diskutiert wird, ist verständlich, aber ebenso notwendig“, sagt Pfarrer Severin. „Wir tragen Verantwortung, jetzt tragfähige Entscheidungen zu treffen.“ Die zentrale Frage laute: Wofür braucht es die Gebäude vor Ort? Was ist für eine lebendige Pastoral, für gelebten Glauben wirklich notwendig?

Kirchen, Pfarrheime und andere Immobilien sind mehr als bloße Gebäude. Sie sind Orte des Glaubens, Orte der Begegnung und der Identität. Ein achtsamer und nachhaltiger Umgang mit ihnen ist Teil einer lebendigen Kirche.

Die Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in diese Zukunft mit Blick weit über das Jahr 2030 hinaus.

Immobilienstrategie und Stufenmodel

Die Immobilienstrategie des Erzbistums Paderborn zielt darauf ab, Kirchengemeinden dazu anzuregen, sich verbindlich mit der Frage auseinanderzusetzen, wie die vorhandenen Gebäude zukünftig sinnvoll und bedarfsgerecht genutzt und unterhalten werden können. Dies umfasst die Prüfung möglicher Anpassungen an den Gebäudebestand, die Zusammenlegung von Funktionen oder sogar die Aufgabe einzelner Standorte. Über die künftige Nutzung der kirchlichen Immobilien entscheiden die verantwortlichen Gremien in den örtlichen Pfarreien des Pastoralen Raumes selbst. Das sind in Abstimmung mit den Pfarrgemeinderäten die Kirchenvorstände.

Die Bezuschussung von Baumaßnahmen durch das Erzbistum Paderborn orientiert sich an der geltenden Förderrichtlinie für Kirchengemeinden in den Pastoralen Räume. Diese enthält ein Dreistufenmodell. Es dient der Einteilung aller kirchengemeindlichen Dienstgebäude in bestimmte Förderstufen. Entsprechend fallen die anzuwendenden Zuschussregelungen aus. Danach sind in der ersten Stufe finanzielle Einsparungen vorgesehen, ohne dass Gebäude dem Verfall preisgegeben werden. Die eingesparten Mittel sollen in der zweiten Stufe die Entwicklung neuer pastoraler Konzepte möglich machen. Mit der dritten Stufe sind Maximalförderungen verbunden, die für ausgewählte Schwerpunktobjekte von besonderer pastoraler Bedeutung bestimmt sind.

 

INFO

Der katholische Pastorale Raum Büren besteht aus zehn rechtlich selbstständigen Kirchengemeinden und ist deckungsgleich mit den kommunalen Grenzen der Stadt Büren. Er umfasst die Kirchengemeinden Ahden, Brenken, Büren, Harth, Hegensdorf, Siddinghausen, Steinhausen/Eickhoff, Weiberg/Barkhausen, Weine und Wewelsburg. 12.336 Katholiken wohnen in Büren, das entspricht 55% der Bevölkerung (Stand Januar 2025).

Weitere Informationen zum Immobilienprozess:
https://wir-erzbistum-paderborn.de/strategische-themen/immobilienstrategie/