Bürener Kantorei Konzerte
Vom 24. bis 28 August 2022 fanden in diesem Sommer zum ersten Mal in Bürens Kirchen und Kapellen an fünf aufeinander folgenden Tagen von Mittwoch bis Sonntag jeweils am frühen Abend Konzertveranstaltungen statt. Veranstalter war in Kooperation mit der Pfarrgemeinde St.Nikolaus Büren der Förderverein Johann Patroclus Möller Orgel e.V..
Die Idee und das Konzept entwickelte Dekanatskantor Stephan Wenzel. Grundgedanke war, die unterschiedlichen Kirchenräume der Stadt mit entsprechender Musik bzw. Ensembles zu nutzen. Stilistisch bildete die Renaissance- und Barockmusik den Schwerpunkt, wobei durch die verschiedenen Besetzungen der Ensembles den Zuhörerinnen und Zuhörern in jedem Konzert neue Klänge erwarteten.
Soviel vorweg – es hat sich gelohnt!
Den Beginn der Konzertreihe gestaltete Stephan Wenzel an der historischen Johann Patroclus Möller Orgel selbst als Gesprächskonzert. Programmatisch schuf er durch seine ausgesuchten Musikstücke hier schon eine Brücke und eine Verknüpfung zu den folgenden Konzertabenden, indem er durch kurze Informationen auf die kommende Musik und Ensembles verwies. Künstlerisch unterstützt wurde er hierbei von Carla Scharfen (Gesang) und Lukas Pape (Posaune). Den Klangraum Kirche konnten die Zuhörerinnen und Zuhörer dabei neu erfahren, da Herr Wenzel die Gäste bat, im zweiten Teil des Konzerts im Chorraum der Kirche Platz zu nehmen.
So konnte – begleitet von der Truhenorgel – die ausdruckstarke und klangschöne Sopranstimme von Carla Scharfen in der Arie „Vedrò con mio diletto“ aus der Oper „Il Giustino“ von Antonio Vivaldi unmittelbar wahrgenommen werden. Gleiches gilt für den Posaunisten Lukas Pape, der mit einer Transkription einer Sonate für Fagott von Georg Philipp Telemann virtuos zu beeindrucken wusste. Mit der abschließenden Darbietung der Toccata und Fuge in d-moll von J.S.Bach überzeugte Stephan Wenzel nicht nur durch seine spieltechnischen und musikalischen Fähigkeiten, sondern spannte den Bogen auch schon zum folgenden Konzert am Donnerstagabend, das in der barocken Jesuitenkirche der Stadt stattfand.
Genau dieses Musikstück sollte nämlich Schlusspunkt des Konzerts des Posaunenquartetts „Opus 4“ werden – diesmal natürlich als Bearbeitung. Die vier Gäste aus Leipzig und Musiker des berühmten Gewandhausorchesters hatten ein zu ihren Instrumenten (barocke Alt- zwei Tenor- und Bassposaune) passendes Repertoire mit Renaissancetänzen und Madrigalen vorbereitet und begeisterten das Publikum sowohl mit ausgewogenen differenzierten Dynamiken als auch mit homogenem und intonationssicherem Spiel. Eine besondere – aber auch nachdenkliche - Wirkung hinterließ die Zugabe mit dem Stück „Verleih uns Frieden gnädiglich“ von F.Mendelssohn, welches das Quartett mit modernen Posaunen (fast als „Gebet“) intonierte. Seit Ausbruch des Ukrainekrieges – so erklärte der Leiter Jörg Richter – spielt das Quartett diesen Psalm zum Abschluss eines jeden Konzerts.
Eine Art Kontrapunkt zum Klang der Blechbläser bot das Konzert am Freitagabend, welches der Barockcellist Ludwig Frankmar aus Berlin in der kleinen Kapelle auf Gut Böddeken darbot. Raum und Klang gingen hier eine faszinierende Verbindung ein.
Programmatisch bildeten Suiten und Sonaten sowohl von J.S. Bach als auch von seinem Sohn Carl Philipp Emanuel den Schwerpunkt. Durch sein differenziertes und technisch überzeugendes Spiel ermöglichte er den Zuhörerinnen und Zuhörern die Wahrnehmung eines großen klanglichen Ausdrucksspektrums mit einem einzigen Instrument.
Das vierte Konzert gestaltete das renommierte „Duo Kirchhoff“ am Samstagabend in der kleinen Sakramentskapelle in der Bürener Innenstadt. Hier erlebten die Zuhörinnen und Zuhörer in intimer Atmosphäre „Heilsame Klänge von Laute und Viola da Gamba“, so der Untertitel des Programms. „Die Harmonie der Welt“ – ein großes Thema der Weisen und Gelehrten im alten Europa - wurde durch eine intensive Verbindung zwischen Naturbild-Projektionen, Klang, Raum und Informationen erfahrbar.
Eine ganz besondere Hörerfahrung mit zum Teil ungewohnten Klängen und gleichzeitigem Hörgenuss ermöglichte das junge und mit zahlreichen Publikumspreisen ausgestattete Ensemble „Cembaless“ im Abschlusskonzert der Konzertreihe in der Jesuitenkirche. In der Besetzung Gesang (Sopran), zwei Blockflöten, Viola da Gamba, Barockgitarre, Theorbe und persischen Perkussionsinstrumenten, dafür aber ohne das die alte Musik prägende Cembalo, entwickelten die jungen Virtuosen die unterschiedlichsten Stimmungen und konnten die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrem lebensfrohen Musizieren begeistern. Moderner Groove wurde hier mit alter Musik erzeugt, die so auf diese Weise wieder lebendig und neu erklang.
Im Anschluss eines jeden Konzertes lud der Förderverein Johann Patroclus Möller Orgel e.V. zu einem Umtrunk ein, der von allen Zuhörerinnen und Zuhörern gerne angenommen wurde. Bei herrlichem Sommerwetter konnte in entspannter Atmosphäre ein guter Austausch – nicht nur über das gerade beendete Konzert – stattfinden und ließ im Nachklang alle beglückt nach Hause gehen.
Johannes Zimmer